Young-Jae Lee | haus harig | Sammlung und Projektraum

Young-Jae Lee
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Die Installation RISSIG entspringt dem Zusammenspiel zweier Künstlerinnen, die sich im vergangenen Herbst hier bei uns kennengelernt haben, und ich gebe zu, ich habe ein wenig gezündelt, damit der Ideenfunke der Zusammenarbeit übersprang.

Meine Beziehung zu der koreanischen Künstlerin Young-Jae Lee, die zum Studium nach Deutschland kam und ihren Weg als Keramikerin erfolgreich beschreitet – so erfolgreich, dass sie heute nach Japan fliegen muss, um eine Ausstellung vorzubereiten, statt hier bei uns zu sein – diese Beziehung reicht in unsere Ruhrgebietszeit zurück.

Young-Jae Lee zählte häufig zu den Gästen meiner Kunsteinladungen, aber diejenigen, die sie persönlich nicht erlebten, kennen doch ihre Keramik in unserem Haus, im Esszimmer die Abfolge ihrer Vasen und Gefäße mit der auf der Einladungskarte zitierten Kraquelé – Oberfläche, aber auch die Gebrauchskeramik aus der Werkstatt Margarethenhöhe Essen, deren Leiterin sie ist. Über diesen Bereich hielt sie übrigens auf Einladung von Frau von König im Kestner-Museum einen Vortrag im Mai, im Kestner-Laden können sogar Teile erworben werden.

Nach Hannover brachte Young-Jae Lee Mengen ihrer Schalen aus der künstlerischen Produktion mit und verteilte sie seelenruhig im Raum mit der Bemerkung: alle finden ihren Platz. Auf meine Frage nach der Anzahl lautete die Antwort: 108, und sie stehen für die 108 Qualen oder Sorgen, die nach der buddhistischen Lehre zu durchleben sind.

Und ihren Platz gefunden haben sie vor der von Gabriella Coccioli gestalteten Tapete, die von Ferne so niedlich romantisch wirkt, deren Grundmuster aus südkoreanischen Flaggen aber von der Borte kommunistischer Sterne der Nordkorea-Fahne durchzogen wird. Thematisiert wird hier der Riss, der durch die koreanische Population geht, und problematische Beziehungen mit Nachbarvölkern, Volksteilen, Migranten sind das große Thema in Gabriella Cocciolis Arbeiten. Ihren Ausdruck findet sie in Tapetenentwürfen, Videoinstallationen oder auch im Aquarium, wo die überlegene Fischart durch gutes Füttern davon abgehalten wird, die kleineren Fische zu fressen.

Gabriella Coccioli lebt und arbeitet in Hannover, nach dem Diplom als Dolmetscherin – als Ausländerin war sie gehalten, ihren Broterwerb nachzuweisen – studierte sie bislang im Fachbereich Bildende Kunst an der Fachhochschule in Hannover, zieht es jetzt aber vor, ihr Studium in Braunschweig zu beenden und nicht das ausfransende Ende des Fachbereichs in Hannover zu erleben.

aus der Begrüßung zu RISSIG
Gerlinde Harig
im September 2005

Statt Finissage fand ein Transfer der Schalen nach München statt und die nächste Meldung lautete: von HAUS HARIG direkt in die Pinakothek der Moderne! Der koreanische Anteil der Ausstellung RISSIG (2005 in Hannover) ist ab 25. Oktober – um 1000 Schalen erweitert – in München zu sehen.

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